Nachhaltiger Konsum oder DIY?
Durch "Selbermachen" die Umwelt schützen?
Was bedeutet eigentlich der Begriff "umweltfreundlich"? Ich stoße mich immer wieder daran, wenn diese Bezeichnung auf Produkte gedruckt wird und damit dem Konsumenten ein reines Gewissen versprochen wird. Dabei ist es doch so, dass Produktion IMMER Ressourcen verbraucht; manchmal mehr, manchmal weniger. Der ehrlichere Weg wäre also, solche Produkte mit "etwas weniger schädlich" zu kennzeichnen. Ob das wohl verkaufsfördernd wäre? Naja, worauf ich hinaus möchte, ist, dass es beim Handeln jedes Einzelnen (zumindest in unserer westlichen Welt) nie darum gehen kann, besonders umweltfreundlich, sondern weniger schädlich zu handeln. Kann "Selbermachen" statt kaufen da eine Alternative sein? Immerhin werden dabei ja auch Ressourcen verbraucht. Ob ich selbst etwas herstelle oder jemand anders: Ich spare höchstens Geld, oder?
Hmmm..Ich bin fest davon überzeugt, dass DIY weniger umweltschädlich ist als Konsum und werde im Folgenden auf verschiedene Bereiche eingehen, in denen sich Do-it-yourself wirklich lohnt für Umwelt, Geldbeutel, aber auch für die eigene Gesundheit! Dabei geht es immer um Dinge des täglichen Bedarfs, da diese die häufigsten Konsumgüter darstellen.
Möbel und Einrichtungsgegenstände
Hier ist natürlich Geschick gefragt und es ist klar, dass nicht jedes Möbelstück selbst gezimmert werden kann, es sei denn man ist Schreiner mit eigener Werkstatt und viel Zeit für eigene Projekte. Nichtsdestotrotz lassen sich viele Möbel mit einer Anleitung (findet man genügend über bekannte Suchmaschinen oder Videoportale) selbst herstellen. Am besten nimmt man hierfür alte Möbel vom Sperrmüll (Achtung! Lieber kurz an der Tür klingeln, bevor man sich einfach etwas nimmt: Sperrmüll entwenden ist leider Diebstahl), alte Bretter, deren Ursprung man nicht mehr kennt, die aber seit Jahren im Keller liegen, oder Paletten. Hat man solche Überreste nicht zur Hand, aber Lust auf ein selbstgezimmertes Möbelstück, hilft eBay Kleinanzeigen: Privatpersonen und Firmen geben hier oft Holzreste, Paletten, u.ä. für wenig Geld ab. Diese Reste würden sonst auf dem Müll landen, sodass man hier durch Upcycling den Ressourcenverbrauch im Vergleich zu einem neuen Möbelstück stark verringert. Hinzu kommt, dass man in der Regel z. B. bei Palettenmöbeln kein Furnier verwendet und die Möbel dadurch wesentlich haltbarer sind als die Schwedenmöbel eines bekannten Herstellers. Gebrauchte Möbel wieder aufpäppeln oder den eigenen Vorstellungen entsprechend umzugestalten ist auch bei den meisten alten Möbeln möglich und auch mit weniger Aufwand verbunden. Ein neuer Stoffüberzug für Großmutters alte Couch lässt diese wie neu aussehen und spart Ressourcen! Lasst eurer Fantasie freien Lauf, klickt euch durch Handwerkervideos und lernt nebenbei Handwerkerskills, die man immer gut gebrauchen kann.
Dies ist zum Beispiel unser Couchtisch, der aus gebrauchten Paletten eines Geschäftes in der Nähe gezimmert worden ist.
Kosmetik und Pflegeprodukte
Shampoo, Duschgel, Deo, Gesichtscreme: Man kommt ja gar nicht mehr ohne aus. In diesem Bereich jedoch lohnt sich DIY meines Erachtens ungemein. Durch Mikroplastik in Pflegeprodukten sowie anderen schädlichen Stoffen, die wir nicht nur an unseren Körper, sondern auch ins Abwasser lassen, wird die Umwelt extrem belastet. Mikroplastik kann von Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert werden, landet damit wieder im Wasserkreislauf und über Umwege auch in unseren Körper und lagert sich dort ab. Keine schöne Vorstellung... da weiß ich doch lieber, was ich der Umwelt und meinem Körper Gutes antue und nutze selbst hergestellte Kosmetika. Rezepte hierzu gibt es im Internet massenweise, zum Beispiel auf der DIY-Internetplattform Smarticular. Wichtig finde ich hierbei, die benötigten Zutaten in großen Mengen zu kaufen, um unnötigen Verpackungsmüll zu vermeiden. Oder man begibt sich gleich in einen Unverpackt-Laden oder ein anderes Geschäft, in dem man sich z. B. Natron selbst abfüllen kann, falls es so etwas bei euch gibt. Sprühflaschen, für beispielsweise Deo, gibt es in jeder Apotheke für kleines Geld.
Da man diese immer wieder verwenden kann, ist es im Bereich der Kosmetika vor allem der immense Verpackungsmüll, der beim Selbermachen auf der Strecke bleibt. Doch auch der ganze Giftscheiss, mit dem herkömmliche Pflegeprodukte die Umwelt verpesten, bleibt aus. Eine super Sache also!
Nahrungsmittel
Nahrungsmittel selber machen? Hä wie? Meinst du Gemüse anbauen oder was?
Kann man auch machen, aber da nicht jeder einen Garten hat, thematisiere ich lieber verarbeitete Lebensmittel: Zu DIY gehört natürlich das Selberkochen sowie das Herstellen von verarbeiteten Lebensmitteln wie Gewürzmischungen, Fonds, Marmelade, aber auch z. B. veganem Käse. Auch hier steht wieder die Müllvermeidung für mich im Fokus: Verarbeitete Lebensmittel sind zumeist aufwendig verpackt, damit sie lange haltbar sind, während man Obst und Gemüse im Supermarkt zumeist ohne Verpackung kaufen kann. Gewürze, Getreide, Reis, aber auch Fleisch und Fisch kann man sich im Fachhandel, Bio-Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder auch in asiatischen Supermärkten in einer mitgebrachten Verpackung mitnehmen, um sie zu Hause weiterzuverarbeiten. Tolle Ideen für die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln finden sich z. B. auf unserem Blog unter diesem Eintrag.
Sonstiges
Es gibt noch unzählige weitere Lebensbereiche mit DIY-Potenzial: Waschmittel oder Spülmaschinenpulver kann man leicht selber machen, was die Umweltbelastung verringert sowie Geld spart. Auch in puncto Kleidung kann man vieles durch z. B. Upcycling selber machen, wenn man hier versiert ist. Wichtig ist, sich nicht zu überfordern und eins nach dem anderen umzusetzen, um nicht frustriert zu werden. Denn Verbesserungsbedarf gibt es immer und es gibt vermutlich ebenso immer wieder neue und bessere Wege, die Umweltbelastung jedes Einzelnen zu verringern.
In welchen Bereichen seid ihr DIY-mäßig unterwegs? Und welche Ideen habt ihr, wie man durch DIY unseren Lebensstil im Westen etwas weniger umweltschädlich gestalten kann? Ich bin gespannt auf eure Ideen, Anregungen und Vorstellungen eurer Projekte in den Kommentaren!
Lektorat: [miriamwesterkamp.com](http://miriamwesterkamp.com)