Erfahrungsbericht • am 12.12.2018 von Tim

Nachhaltig angesteckt

Wie aus nur einem Mehrweg-Kaffeebecher plötzlich fünf Stück wurden

Gute Ideen sind ansteckend.

Nachdem mein Arbeitgeber in ein neues Gebäude umgezogen ist, habe ich mir immer häufiger auf dem Weg ins Büro einen Kaffee vom Café nebenan geholt. Das liegt einfach auf dem Weg, und lecker ist der Kaffee auch! So bin ich fast täglich mit einem Pappbecher an meinem Schreibtisch angekommen, den ich kurz danach weggeworfen habe. Irgendwann habe ich mir gesagt: "Jetzt ist Schluss! Ich kaufe mir keinen Kaffee mehr, bis ich einen Mehrwegbecher habe."

Laut Zahlen der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland bis zu 300.000 Einwegbecher pro Stunde verkauft - und landen dann im Müll. Das ist ganz schön viel, und die Auswirkungen auf die Umwelt sind nicht zu vernachlässigen. Aber kann ich da als einzelner Mensch überhaupt einen Unterschied machen? Als Kaffeeliebhaber wollte ich zumindest für mich etwas verändern.

Also habe ich ein wenig nach Mehrwegbechern gesucht und schnell einen gefunden, der mir gefiel. Ich habe einen Laden in der Nähe ausfindig gemacht, der ihn verkauft, und habe ihn am nächsten Tag prompt eingeweiht.

Im Laufe der Woche ist dann etwas geschehen, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Zunächst einmal haben mich Kolleginnen und Kollegen darauf angesprochen: wie gut der Becher doch aussieht; dass sie das super finden, keine Einwegbecher zu verwenden; sie würden das auch so machen, wenn sie überhaupt Kaffee trinken würden; und wo ich den denn eigentlich her hätte?

Innerhalb eines Monats haben nun zwei meiner Kollegen ein ähnliches Modell wie ich, und zwei weitere tragen Pfandbecher mit sich herum. Ich kann es noch fast gar nicht glauben, aber tatsächlich scheine ich meine Mitmenschen angesteckt zu haben. Bei unserem Kaffee-to-go-Konsum rechne ich damit, dass wir fünf allein in einem Jahr mindestens 500 Pappbecher einsparen. Krass!

Deutschlandweit gibt es auch mehr und mehr Pfandsysteme für Kaffeebecher. Dabei kauft man einen Mehrwegbecher für einen geringen Betrag und kann ihn in teilnehmenden Cafés zurückgeben oder auch gegen einen frischen eintauschen. In manchen Cafés bekommt man auch Rabatt, wenn man einen eigenen Becher mitbringt oder am Pfandsystem teilnimmt. Der einzige Nachteil: Es gibt mehrere, konkurrierende Pfandsysteme — wenn deine beiden Lieblingscafés nicht (oder an verschiedenen Systemen) teilnehmen, hast du Pech gehabt. Dein eigener Becher funktioniert aber überall!

Die Becher der Pfandsysteme sind oft aus Kunststoff oder Bambus. Mein Becher ist aus Glas; am besten schmeckt Kaffee meiner Meinung nach aber immer noch aus einer Keramiktasse. Man kann ja nicht alles haben.

Gute Ideen sind wirklich ansteckend. Probiert es doch einmal selber, und beobachtet wie euer Umfeld reagiert. Wie habt ihr mit einer bewussten Entscheidung eure Umgebung zu mehr Nachhaltigkeit inspiriert? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!